Studie zur Perspektive von Asylsuchenden: "Sprache öffnet uns viele Wege"

Häufig wird über Flüchtlinge gesprochen, seltener mit ihnen. Eine Studie von 2017 hat daher Interviews mit Asylsuchenden ohne sicheren Aufenthaltsstatus geführt und herausgearbeitet, wie Geflüchtete selbst ihre Situation wahrnehmen.

Ein Aspekt, der in der öffentlichen Debatte noch unterschätzt werde, sei etwa der große Wunsch der Befragten nach sozialem Kontakt am Wohnort. Sprachkenntnisse erscheinen in der Studie als Querschnittsthema, das mit vielen anderen Bereichen zusammenhängt: "Als wir die Sprache gelernt hatten, waren viele große Wege für uns offen", drückt es ein junger Syrer aus.

Weitere wichtige Themen sind die Unterkunft (z.B. Belastung durch Lärm und Mängel, fehlende Sicherheit und Privatssphäre) sowie der Aufenthaltstatus (Angst und Unsicherheit). Was die Studie nicht mehr abdeckt: Die negative oder positive Entwicklung der Aspekte Unterkunft, Aufenthaltstatus und soziale Kontakte wirken sich andersherum auch auf die Konzentrationsfähigkeit, die Motivation und den Lernerfolg im Deutschkurs aus.

 

-> "Wie gelingt Integration? Asylsuchende über ihre Lebenslagen und Teilhabeperspektiven in Deutschland", Forschungsbereich beim Sachverständigenrat deutscher Stiftungen für Integration und Migration, 2017

"Sprache als Querschnittsthema"

Auszug aus der Studie "Wie gelingt Integration?", S. 35

 

"Viele sahen sie als einen der wichtigsten Schlüssel zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben in Deutschland. Dies beginnt schon bei alltäglichen Herausforderungen wie Gesprächen mit Ärzten, der Besprechung eines Anliegens mit den Sozialarbeitern in der Unterkunft oder der Suche nach einem Behördenbüro in der Stadt. (...) Auch der Kontakt mit der Bevölkerung scheiterte in der Anfangszeitoft an der Schwierigkeit, zu kommunizieren (...). Entsprechend groß war der Wunsch, die deutsche Sprache möglichst schnell zu lernen. (...) In diesem Zusammenhang berichteten die Teilnehmer auch von Sprachkursen, die sie zu dem Zeitpunkt gerade absolvierten oder bereits absolviert hatten. Der Besuch des Sprachkurses war für einige von ihnen ein wesentlicher Teil der Alltagsroutine. Er hatte neben dem Spracherwerb auch eine soziale Funktion: Er bot eine Möglichkeit, andere Flüchtlinge oder auch deutsche Sprachlehrer kennenzulernen und sich mit ihnen auszutauschen."

 

"Als wir ankamen, konnten wir kein Deutsch. […] Also hielten wir uns zurück von den Leuten, bis wir die Sprache ein bisschen gelernt haben. […] Danach waren viele große Wege für uns offen." (Syrer, 18 Jahre)