DVV und kommunale Verbände: Integrationskurse neu ausrichten

Der Deutsche Volkshochschul-Verband und kommunale Spitzenverbände rufen den Bund dazu auf, die Bildung und Integration von Migrant*innen stärker am individuellen Bedarf zu orientieren. Die aktuelle einseitige Ausrichtung auf eine möglichst schnelle Vermittlung ins Integrationskurssystem müsse zugunsten von Kursqualität, Lernerfolgen und einer sinnvollen Abstimmung mit weiteren Integrationsangeboten neu justiert werden.

 

Zum Positionspapier

 

Auszüge aus dem Positionspapier

(Hervorhebungen durch die Redaktion)

 

"Die Zuwanderung von Flüchtlingen seit dem Jahr 2015 hat das Thema Integration in den Fokus gesellschaftlichen und politischen Interesses gerückt und die Integrationsarbeit in Deutschland vor enorme Herausforderungen gestellt. (...) Die Bundesregierung hat seit 2015 mit diversen Maßnahmen reagiert. (...)
Inzwischen hat sich aus der unmittelbaren Notwendigkeit raschen Handelns eine einseitige Ausrichtung auf schnelle Zuführung zum Integrationskurs sowie ein grundlegendes Infragestellen des bisherigen Trägerzulassungssystems entwickelt. Das BAMF plant und erprobt derzeit:
− die bundesweite Einführung zentraler Test- und Meldestellen zur schnellen Zusteuerung verpflichteter und berechtigter Teilnehmer/innen in Kurse sowie
− die Ermöglichung von Ausschreibungen anstelle der Zulassung von Trägern (...)
Nachdem die Flüchtlingszahlen rückläufig sind und sich die Kursnachfrage wieder normalisiert, zeigen sich die teils gravierenden Nebenwirkungen dieser Interventionen des BAMF. Die einseitige Ausrichtung auf eine möglichst schnelle Vermittlung der Teilnehmenden in Integrationskurse steht in einem Spannungsverhältnis zur Kursqualität und einer sinnvollen Abstimmung mit weiteren Integrationsangeboten. (...) Aktuell sinken die Teilnahme- und Abschlussquoten am Deutschtest für Zuwanderer auf Sprachniveau B1 (GER) dramatisch. (...)
Deshalb müssen die Kursqualität, aber auch die Bedürfnisse sowie die persönliche Situation der Teilnehmenden wieder stärker in den Mittelpunkt gestellt werden. Überdies bedarf es einer engen Verknüpfung der Integrationskurse mit anderen Integrationsangeboten vor Ort. Eine qualitätsvolle Integrationsarbeit muss deshalb auch Beratung, sozialpädagogische Begleitung und Vermittlung passgenauer Angebote umfassen. Grundsätzlich fördert die freie Wahl des Trägers und der Lernumgebung die Motivation der Lernenden und unterstützt die systematische Planung des individuellen Bildungswegs."
(hb)